Dienstag, 17. Juli 2018

Dienstag, 17. Juli 2018; Der erste Tag

Hamburg - Friedrichskoog {129 Km - Fahrzeit 7h13'06" - Schnitt 17,9 km/h}



Ich erwache kurz nach Sechs, schlafe aber nochmals etwa eine Stunde und stehe so gegen halb Acht auf. Duschen und dann frühstücken gehen. Danach alles einpacken, auschecken und das Velo beladen. Dann geht's los, es ist etwa neun Uhr. Die Route habe ich bereits im Vorfeld geplant. In Hamburg war ich ja schon mal, nicht mit dem Velo, aber die Besichtigung spare ich mir. Trotzdem geht es nun natürlich quer durch Hamburg, vorbei an der Speicherstadt, den Landungsbrücken und dem Hagen. Am Fischmarkt vorbei, davon sehe ich allerdings nicht wirklich etwas und durch St. Pauli. Zumeist darf auf dem Fussweg gefahren werden, was noch angenehm ist. Langsam geht es aus Hamburg hinaus, entlang der Elbe, von Weitem sehe ich noch die Krane des Hamburger Hafens. Das Wetter ist grandios, sonnig und richtig heiss. Noch habe ich weder Proviant noch zusätzlich Wasser eingekauft, habe von der Anreise noch ~0,75L Wasser.
Nach einer Weile folgt der Weg, nun ist alles auf einem separaten Radweg, einem Deich. Ich fahre jedoch auf der Innenseite, also ohne Blick auf die Elbe. Zwischendurch wechsle ich zwar, der Weg auf der Elbseite ist aber weniger gut fahrbar. Es weiden viele Schafe und immer wieder müssen Gatter passiert werden. Aber es ist traumhaft. Ich habe die Freiheit zurück. Die Freiheit auf dem Fahrrad zu fahren. Mit dem Fahrrad zu fliegen.
So fahre ich dahin. Und bereue so langsam, kein Wasser gekauft zu haben. Das heisse Wetter und das Velofahren fordern Flüssigkeit. Ich gehe sparsam um. Nur selten führt der Radweg, ich befinde mich suf dem Elbradweg, durch kleine Ortschaften. Doch da sehe ich keine Einkaufsmöglichkeit. Etwa um ein Uhr erreiche ich Kollmar, hier gibt es einen Imbissstand und da gönne ich mir eine Cola. Danach geht' weiter, mittlerweile schon länger auf der Elbseite und die Aussicht ist einfach phantastisch. Die Hälfte habe ich nun etwa geschafft, langsam muss ich etwas kämpfen, erste leichte Krämpfe machen sich bemerbar. Wassermangel ist nicht gut. Ich erreiche Glückstadt, eine grössere Ortschaft, die ich nicht ohne zusätzliches Wasser wieder verlassen will. Und bald finde ich im Zentrum einen Rossmann, in dem ich mich mit Wasser eindecken kann. Halleluja! Erfrischt und mit nun 4L Wasser fahre ich weiter entlang der Elbe nach Brunsbüttel. Eine wirklich schöne Strecke, besonders bei diesem Wetter. Trotz Wasser merke ich die Beine, komme nicht mehr ganz so leicht voran wie die ersten 50Km. Und doch bin ich mit gutem Tempo unterwegs. Brunsbüttel erreiche ich um etwa halb Vier. Noch etwa 30Km vor mir. Und in Brunsbüttel verlasse ich die Elbe um etwas durchs Landesinnere zu fahren, die Elbe erreicht kurz darauf sowieso die Nordsee und damit auch ihr Ziel. In Brunsbüttel überquere ich noch einen Kanal mit der Fähre, somit ist die obligate Fährfahrt bereits am ersten Tag abgehakt, es werden aber weitere folgen.
Ich fahre nun also nicht mehr mit Sicht aufs Wasser, mein Wasservorrat hat auch schon wieder nachgelassen, so dass ich mich langgsam für Nachschub umsehe.
Es geht nun durch Windkraftwerkparks mit dutzenden von Windrädern, die sich drehen und drehen. Ich spüre zwar schon auch Wind, er ist aber nicht stark beeinträchtigend. Endlich erreiche ich Marne und hier ist gleich ein Penny, ich zögere nicht lange, eigentlich gar nicht und nutze diesen um meinen Wasservorrat wieder aufzufüllen und gleich noch Proviant für morgen einzukaufen. Ich fülle meinen Wassersack und habe nun rund 10L Wasser dabei. Dann fahre ich weiter. Es sind noch etwa 15Km und die zusätzlichen 10Kg Wasser machen sich beim Fahren bemerkbar. Das kenne ich. Das Wasser schwappt und schränkt dadurch das Fahrgefühl etwas ein, das Velo gleitet nicht mehr so ruhig und stabil. Aber natürlich geht's, ich fahre ja nicht zum ersten Mal so :)
Die letzten Kilometer sind zäh. Langsam mag ich nicht mehr so, aber die zu fahrenden Kilometer sinken stetig. Ich erreiche endlich Friedrichskoog, nun sind es noch gute sechs Kilometer bis zum avisierten Zeltplatz. Weiter kämpfen und dann, um kurz nach 18 Uhr, bin ich da. Platz hat's auch noch auf dem Camping Swienskopp. Kein Luxuszeltplatz, aber das macht nichts. Am Eingang ein Bistro, das gleich auch "Reception" ist. Ein Einmannbetrieb, wie's mir scheint. Für etwas mehr wie 7€ kann ich mein Zelt aufstellen und bekomme noch einen Jeton zum Duschen, 6' warmes Wasser, das reicht. Zelt aufgestellt. Wenn ich mich nicht irre zum ersten Mal seit der Tour 2015! Aber es hat locker und einwandfrei geklappt, das verlernt man nicht ;)
Dann habe ich mir im Bistro ein Bierchen gegönnt, anschliessend unter die Dusche und dann bin ich mit dem leeren Velo nach Friedrichskoog Spitze gefahren, habe dort im Restaurant in einem Strandkorb ein echtes norddeutsches Gericht, Matjesfilet mit Apfel-Zwiebel-Gurke-Sahne-Sauce und Bratkartoffeln, genossen, dazu ein grosses Potsdamer (Pils mit roter Limo).
Vor dem Essen noch kurz den daneben liegenden Deich bestiegen und einen Blick auf die Nordsee geworfen. Mittlerweile hat starker Wind eingesetzt, es bläst mich fast vom Deich, so dass ich wieder hinunter in den wingeschützten Strandkorb fliehe. Die Matjes sind sehr lecker. Das WLan hier funktioniert nicht, so dass ich beschliesse, den Kaffee im Restaurant nebenan zu nehmen. Doch dort will man mir den WLan-Schlüssel nicht geben, da die Kasse auch darin hängt und abstürzt, wenn sich zu viele ins WLan einloggen. Dies sei eben im Sommerder Fall... Somit heute kein Internet. Die Routenplanung für morgen ist trotzdem möglich, nur nicht mit Optimierungsmöglichkeit. Aber da kann ich dann "on-the-way" schauen. Ausgeschildert ist hier ja auch alles tiptop. Und morgen folge ich nicht mehr dem Elbradweg, sondern dem Nordseeradweg, wobei der Elbradweg auch Teil davon war.
Nach dem Kaffee gehe ich zurück zum Zelt und dann zu Fuss auf den Deich, um den Sonnenuntergang zu sehen. Weiterhin windig und aufgrund von Wolken über dem Horizont, versinkt die Sonne nicht im Meer, sondern in den Wolken. Dann zurück zum Zeltplatz, bei den Sanitären Anlagen Handy laden und den Tagesbericht, den ich bei Wind auf dem Deich begonnen habe, weiter verfassen. Wieder einmal von Hand in einem Heftchen. Back to the roots. Zelt und Block, wie bei meinen ersten Touren.
Danach geht's ins Zelt und schlafen. Morgen wird wieder ein strenger Tag und möglicherweise einer mit Regen. Aber auch das gehört zu jeder Tour. Üblicherweise mindestens in den ersten Tagen...
Gute Nacht.













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