Donnerstag, 26. September 2019

19.09.2019 - Tag 6

Als der Wecker um 07.30 Uhr klingelt hören wir, wie es draussen stark regnet. Nach dem Aufstehen packen wir zusammen, der Regen hat nachgelassen und die Sonne kommt zum Vorschein. Dann gehen wir ins selbe Restaurant wie gestern Abend um zu frühstücken, kaufen anschliessend Proviant ein und machen uns etwas später wie geplant auf den Weg. Zu Beginn geht es noch der grossen Strasse entlang, ist aber machbar und es gibt schöne Blicke auf die tiefer gelegene Flusslandschaft. Nach etwa 14 Kilometer geht es dann in eine Nebenstrasse und wir hoffen auf weniger Verkehr. Das Wetter ist warm und schön und wir machen eine kleine Pause. Hier machen wir mit den Chinesen zum ersten Mal Bekanntschaft. Irgendetwas wird gebaut, noch wissen wir nicht was. Aber es fahren immer wieder Lastwagen von oben herab und auch aus dem Tor mit den chinesischen Schriftzeichen gleich hinter uns wieder nach oben.
Wir machen uns nun an den Aufstieg. Die uns umgebende Berglandschaft ist eindrücklich, eher karg, steinig und eher niedere und kleine Sträuche und Pflanzen. Die Strasse ist gut. Der Verkehr weniger. Die Baustellen-Lastwagen fahren nicht besonders rücksichtsvoll an uns vorbei, in beide Richtungen. Und wir sind nahe am Abhang, ohne Geländer. Die Lastwagen werden zu Lauras Hassobjekten. Und es kommt nun noch Wind auf. Selbstverständlich Gegenwind, wäre ja nicht lustig sonst 😡 Der Wind ist mein Hassobjekt. Nachdem wir uns eine Weile so hochgekämpft haben, rasten wir erneut, zwischen einigen Steinblöcken und Sträuchern als leichter Windschutz. Salzstangen und Salznüsse sowie weitere Snacks kräftigen uns wieder etwas, auch moralisch. Mit etwas Humor können wir mit unseren Hassobjekten (noch) umgehen. Dann ist auch diese Pause vorbei und wir kämpfen uns weiter. Wir fahren nun teilweise links, um nicht so nah am Abgrund fahren zu müssen, wenn die Lastwagen an uns vorbei sausen. Landschaftlich ist es weiterhin beeindruckend, wenn die Baustellenabschnitte gerade nicht in Sichtweite sind. Diese verschandeln das Landschaftsbild. So wie es aussieht, wird eine Strasse, eine Autobahn wahrscheinlich, durch Montenegros Traumberge gezogen. Mittlerweile ist es bewölkt, eher grau, die Stimmung hat aber auch so seinen Reiz, die Berge wirken aber etwas schwerer, bedrückender wie bei Sonnenschein. Wir kommen auf eine Art Bergkamm, links wird fleissig an der Strasse gebaut, rechts noch eher unberührte Berglandschaft. Und hier ist der Seitenwind heftig, wir kämpfen beide mit dieser Urgewalt der Natur. Aber wir überstehen auch dieses Stück und danach nimmt der Wind wieder etwas ab. Ein weiteres chinesisches Tor ziert unseren Weg, das ganze wirkt etwas skurril. Nach einer der nächsten Kurven hört der Baustellenverkehr auf. Hier sind dafür vermehrt Lastwagen mit Baumtransport unterwegs. Es wird grauer und kälter. Wir legen erneut eine Pause ein und dann beginnt es zu regnen. Bevor wir weiterfahren legen wir die Regenkleider an. Bei leichtem Regen steigen wir weiter auf. Die Landschaft wirkt gerade auch durch die Wolken, den Nebel und den Regen eindrucksvoll. Wir werden noch von einigen grossen Lkws überholt, einige Kurven später können wir sie alle wieder überholen, sie stehen in einer Blockade. Ein Lkw steht ihnen in entgegenkommende Richtung im Weg, es scheint auswegslos, kein vor und zurück. Wir feiern kurz unseren "Sieg" über die Lkws und freuen uns, nun etwas ohne Verkehr von hinten weiter fahren zu können :-P Abgesehen davon regnet es immer noch ein wenig und kühl ist es doch auch etwas. Und die Steigung will nicht enden. In einer der nächsten Kurven werden wir von einem kleinen aber feinen Café überrascht. Aus dem nichts steht es da. Wir müssen nicht lange überlegen und kehren bei Regen ein. Also wir sitzen draussen. Wir trinken herrlichen, wärmenden türkischen Kaffee und energiespendende Cola. Auch wärmer angezogen haben wir uns. Das Toilettenhäuschen auf der gegenüberliegenden Strassenseite, es ist letztendlich ein simples Plumpsklo, bereichert die Abenteuererfahrung. Wir beobachten das Treiben, ein Kleinbus, der gleich noch eine Getränkelieferung abliefert, der ältere Herr im Café, der sich wieder auf Wanderschaft begiebt und dann das Ende der Strassenblockade, das sich durch den Verkehr von Autos und Lkws von unten zu erkennen gibt. Nach einem weiteren türkischen Kaffe fühlen wir uns wieder gestärkt für die Weiterfahrt und so bezahlen wir und radeln weiter. Immer noch bergauf. Es gibt immer wieder schöne Ausblicke, aber wir blangen auch so langsam auf die Abfahrt. Irgendwann sind wir dann oben. Eine kurze Pause, ein kleiner Snack, dann fahren wir abwärts, im Wissen, dass es bald nochmal aufwärts geht.
Und so kommt dann die nächste Steigung auch. Erst noch recht angenehm, aber bald kämpfen wir wieder, Meter um Meter strampeln wir uns hoch. Es ist anstrengend und kalt. Neblig-bewölkt. Wieder taucht ein chinesisches Tor auf. Überall wird gebaut. Die schöne Berglandschaft wird dadurch etwas entzaubert. Wir kämpfen weiter, immerhin ist die Strasse nicht schlecht. Etwa 3 Kilometer vor dem "Gipfel" legen wir nochmals einen Rast ein, machen uns kreative Sandwichs, stärken uns. Dann kämpfen wir uns weiter hoch. Es dunkelt langsam ein, wir fahren mit Licht und kommen bereits in starker Dämmerung am zweiten Höhepunkt an. Eine kurze Freude und Erleichterung, wir geben uns die Faust auf diesen Zwischenerfolg, dann machen wir uns an die Abfahrt. Bald ist es ganz dunkel und dann wird auch die Strasse schlecht, also nicht mehr asphaltiert. Sehr schnell kommen eir so auch nicht voran. Bald sehen wir nichts mehr ausser den Lichtkegeln auf der Strasse. Rundum ist es stockfinster. Die Kilometer nehmen nur langsam ab. Es ist gespenstisch. Besonders wenn die Ruhe und Dunkelheit der Nacht wieder durch eine Baustelle durchbrochen wird. Einige Lichter, etwas Baulärm, kaum Menschen. Und dann wieder Dunkelheit. Die Fahrt geht weiter. Lauras Licht geht der Akku aus und sie montiert die Stirnlampe. Die Sicht ist dadurch schlechter. Zwischendurch Baustellenumleitungen, die Orientierung ist herausfordernd. Selten kreuzen oder überholen uns Autos oder Lkws, die das Dunkel der Nacht kurz unterbrechen. Die möglicherweise schönen Ausblicke entgehen uns ganz. Wir halten durch. Und dann, endlich, die ersten Lichter und Häuser von Kolašin. Erschöpft fahren wir ein. Suchen und finden das Zentrum. Kurz nach 21 Uhr. Das erste Restaurant, das wir aufsuchen wollen schliesst gerade. Also ins nächste. In die Wärme. Wir sind etwas durchfroren. Wir trinken etwas und ich esse noch was. Wir suchen und buchen eine Unterkunft, dann zahlen wir und gehen zur Unterkunft. Wir bekommen einen Rakija und sind erschöpft aber auch froh, nun angekommen zu sein. Eine warme Dusche, noch ein heisser Tee, dann geht's zu Bett. Ungefähr 7°C hat es da in Kolašin. Vor zwei Tagen waren wir noch bei über 30°C unterwegs.

Mein Frühstück in Podgorica

Lauras Frühstück in Podgorica.

Bepacken des Velos.

Noch macht das Fahren halbwegs Spass

Aufstieg...

Die schöne Aussicht.

Ein Baustellen-Lastwagen 😱🤪🤬

Mehr Muss wie Genuss...

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