Mittwoch, 26. August 2015

Dienstag, 25. August 2015; Tag 6

Heute steht eine Bergetappe an. Auf bis ca. 1900m.ü.M. soll es gehen, Sarajevo liegt auf ca. 570m.ü.M. Aber erst noch Frühstück im Hotel. Das Buffet wird mir extra erklärt, ich erhalte einen bosnischen Kaffe, ebenfalls mit Erläuterung. Einige Buffetplatten werden mir an den Tisch gebracht, ich starte also gut genährt in den heutigen Tag. Aus Sarajevo heraus finde ich leicht, auf derselben Strecke fuhr ich letztes Jahr auf Sarajevo hinunter. Demzufolge steigt es schon von Beginn an. Die Strecke ist schön, aber auf der stark befahrenen Strasse... Der erste Fixpunkt, Jahorina (dort fanden anno 1984 die Olympischen Winterspiele statt), ist gut ausgeschildert und nach etwa 10 Km nimmt auch der Verkehr ab. Dafür die Steigung zu :-)
Ich komme aber gut voran, bin guter Laune und motiviert, was für den restlichen Tagesverlauf durchaus noch von Bedeutung sein wird. Nach etwa drei Stunden erreiche ich Jahorina, ein Skiort, wie man es so etwa auch aus der Schweiz kennt. Skilifte, Hotels, im Sommer eher etwas triste... Einige Lifte sehen auch nicht mehr ganz so betriebsfähog aus, das unterscheidet das Bild vielleicht noch knapp von einem vergleichbaren Schweizer Skiort (obwohl es ja auch in der Schweiz nicht mehr überall so glänzt in den Skigebieten ;-)).
So weit, so gut. Es geht eeiter bergauf, es sieht auch langsam alpin (passt der Ausdruck hier, es sind ja nicht die Alpen...) aus hier. Dann ist einmal mehr das Ende der asphaltierten Strasse erreicht, in der Realität, auf der Karte ist dies ja nie so ersichtlich. Eine Schotterpiste führt weiter hoch und ich behme sie in Angriff. Ein entgegenkommendes Auto hält (nicht wegen mir, wegen irgendwelcher Flora...) und ich stelle fest, dass sie Deutsch sprechen. Ich frage nach, ob der Weg so verläuft wie dies auf meiner Karte anzunehmen ist. Der Österreicher kann mir dies nicht sagen, er war noch nie so weit gefahren. Aber er kann mir sagen, dass in Bosnien Karte und Strassen nicht unbedingt deckungsgleich sind (aha...). Er geht sich extra noch bei Einheimischen etwas weiter unten erkundigen, da diese jedoch auch nicht von hier sind, können sie auch nicht weiterhelfen. Ich entschliesse mich, trotzdem nach oben zu fahren, die Aussicht lohnt sich bestimmt (das bestätigt der Österreicher) und abwärts wäre ich ja bald wieder.
Die Schotterpiste ist heimtückisch, besonders in Kombi mit der Steigung. Es ist höchste Aufmerksamkeit gefordert, ich will einerseits keine Reifenpanne riskieren, andererseits auch nicht umkippen, was mit Klickpedalen und einem Ausrutscher aufwärts doch rasch passieren kann. Kleinere Stücke schiebe ich das Velo, was zwar sicherer, aber nicht einfacher ist... Dann bin ich oben und stehe vor einer Gabelung... ich fahre erst nach rechts, nicht all zu lange, denn ich habe das Gefühl, falsch zu sein. Dann nehme ich den zweiten Weg, kreuze eine Herde Pferde (wilde? Irgendwo soll es das noch geben, gabe ich in einem Reiseführer gelesen, nur in welchem?) und dann geht's ein Stück abwärts. Ein weiteres entgegenkommendes Auto (also eigentlich die Insassen...) frage ich, ob es der richtige Weg ist hier, was sie zögernd bestätigen. So fahre ich weiter, landschaftlich ist es hier sehr beeindruckend, die Strasse lässt aber ein Herumschauen nur bei Stillstand zu. So fahre ich etwa ein bis eineinhalb Stunden auf diesem Weg, leicht auf, leicht ab und komme um eine Kurve. Eine Bunkeranlage ust zu sehen und ich befürchte schon, dass der Weg hier zu Ende ist. Aber er biegt vor der Anlage nach oben ab. Nun, die nächste Kurve hat dann die Erwartung doch noch erfüllt. Gras, Abgrund, Ende Weg. Dafür ein grandioser Panoramablick. Die Sonne verschwindet immer wieder hinter dunklen Wolken und es ist eher frisch und etwas windig. Ich lege Mittagsrast ein, hier auf knapp über 1900m.ü.M. Ich muss den ganzen Weg zurück, bis Jahorina und dort dann wieder auf die normale Strasse. Dierfordert einen Umweg über Goražde. Der Rückweg geht einiges zügiger, ich habe mich gut an die Piste gewöhnt und es geht eher abwärts. Meine gute Reaktion bewahrt mich vor einigen Stürzen, die Klickpedale geben aber trotzdem mehr Stabilität. Gegen vier Uhr bin ich wieder auf der asphaltierten Strasse, werde da noch angesprochen ob ich Beeren kaufen möchte. Eine alte (sorry, betagte...) Frau sitzt vor einem Necken mit Beeren, einige hat sie in Becher abgefüllt. Ein Mann dient als Dolmetscher, er sei aus Sarajevo, lebe aber in Kanada und komme immer wieder hierher, mit seiner Familie. Ich genehmige mir einen Becher Beeren, unterhalte mich ein wenig und fahre dann weiter. Jetzt geht es auf guter, geteerter Strasse mit kaum Verkehr abwärts. Hier muss es zum Teil geregnet haben, stellenweise ist die Strasse nass, auch die Luft ist sehr feucht. Aber so komme ich gut voran. Der Umweg über Goražde führt aber nochmals über Hügel...
An einer Kreuzung studiere ich die Karte, ein älterer Herr hält mit seinem Auto gleich vor mir, steigt aus und fragt, ob er mir helfen könne. Er zeigt mir die Richtung und dass es irgendwann rechts und aufwärts gehe. Also so deute ich seine Zeichen, die decken sich aber mit meiner Karte (somit kann ich für die kommende Strecke etwas mehr Vertrauen in die Karte haben...). Er wünscht mir noch "viel Glick", klopft mir noch auf die Schulter und schickt mich dann los. Gerade auf kleineren Strassen grüssen und/oder hupen die Autofaher immer wieder gerne. Fussgänger grüssen meist auch oder sehen mich dann sehr befremdet an... Die Strasse verläuft noch eine Weile flach bis leicht abwärts und irgendwann kommt die Abzweigung, sogar ausgeschildert, nach Goražde. Und dann beginnt auch schon die Steigung. Es ist halb Sechs und es sind noch gut 35Km, es kann also knapp werden mit der Ankunft im Sonnenlicht. Zudem ist hier ziemlich bewölkt. Trotzdem nehme ich das in Angriff, die Motivation ist trotz Irrwegen und fortgeschrittener Zeit noch da.
Es folgen einige Regentropfen, rundherum sieht's aber sonniger aus, weshalb mich die paar Tropfen nicht weiter stören. Dann hört es auch schon wieder auf. Ich stärke mich mit Kikiriki, ein guter Salz- & Energiespender (gesalzene Erdnüsse...) und Wasser, mein Wassertank war eine gute Investition, rege in Gebrauch und sichr befestigt. Weitere drei, vier Kurven weiter (es steigt nun von etwa 500m.ü.M. nochmals auf etwa 1100m.ü.M.) folgt dann ein dtärkerer Regenguss, weshalb ich nun doch meinen Taschen die Regenpellerine gönne. Ich selbst verzichte, kalt ist es nicht, verschwitzt bin ich sowieso schon... Die Motivation wankt zwar kurz, aber nach einigen tiefen Durchatmern geht es wieder :-D
Und so fahre ich bei Regen bergauf. Es hört dann nach einer Weile aber wieder auf und nachdem ich die 1000m Höhe erneut geknackt habe geht es wieder abwärts. Um kurz darauf wieder aufwärts zu gehen. Dann scheint aber irgendwann die Höhe definiv erreicht zu sein und es geht abwärts. Auf guter, fast schlaglochfreier Strasse mit kaum Verkehr. Ein Traum. Aber geht ist nun bereits gegen sieben Uhr und heller wird es nicht mehr... Ind dann kommt, was ja eigentlich kommen musste, eine weitere löchrige Schotterpiste. Damit ich nur nicht zu schnell unterwegs bin. Und um sicher zu gehen steigt es nun auch teilweise wieder leicht an. Unten in der Ferne ist mein Ziel sichtbar. Aber da ist noch ein Hügel den ich wohl queren muss, glücklicherweise nicht höher als ich mich noch befinde. Ich kann nur hoffen, dass es nicht erst abwärts und dann wieder hoch geht.
Es kommt aber gut, die Strasse wechselt wiedr auf Asphalt, wenngleich auch mit zahlreichen Unebeheiten und Schlaglöchern. Und dann geht's nur noch hinab. Was jetzt noch fehlt ist eine Panne. Aber dazu später mehr. Nun macht sich die Dämmerung langsam bemerkbar, die Strassenunebenheiten sind nicht mehr so leicht zu erkennen, trotz eingestelltem Licht. Aber ich fahre weiter abwärts, immer leicht gebremst, ich will ja nicht zu viel riskieren. Und dann, nach langer Abfahrt und ohne die erwartete Kreuzung zu passieren (oder ich hab sie nicht bemerkt...) sehe ich näher als erwartet das Ziel, noch einiges unter mir aber doch näher als erwartet. Es dauert noch eine Weile, einige bange Momente als sich die Strasse eher vom Ziel weg bewegt und ein weiterer Berg sich dazwischen zu schieben scheint, aber dann kommt alles gut und ich erreiche Goražde im Dunkeln und ohne Panne ;-)
Ich fahre gleich an ein Hotel und da ich bei Dunkelheit nicht Lust habe noch weiter zu suchen, checke ich da ein. Das Velo kann im Keller geparkt werden, mein Gepäck wird aufs Zimmer gebracht. Nach der Dusche eine kurze Runde im Dorf, etwas zu Abend essen und dann wieder ins Hotel.
Für morgen wäre wieder eine Bergetappe angedacht gewesen, die Routenänderung von heute erfordert nun aber eine neue Planung. Wahrscheinlich werde ich aber morgen Bosnien verlassen und nach Montenegro einreisen.
Noch so als Hinweis, da das Smartphone tagsübee verkabelt als "Bordcomputer" dient, sind Bilder auf dem Blog gauptsäcglich vor der Abfahrt oder nach der Ankunft. Bilder von unterwegs werde ich spätestens nach meiner Tour hier posten... Und Rechtschreibefehler, die entstehen durch das etwas unpraktische Schreiben mit dem Smartphone und bitte ich zu entschuldigen, zu Hause unterziehe ich dann alles noch einer Rechtschreibeprüfung :-)


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