Samstag, 29. August 2015

Samstag, 29. August 2015; Tag 10

Was gestern ganz vergessen ging ist, dass ich gestern die 1000Km-Grenze dieser Tour überschritten habe :-) Gestern Abend trafen auf dem Camping noch die beiden Tourenfahrer vom Bobotov Kuk ein. Zwei Deutsche, sie reisen von Sarajevo, fahren nun um den Skodarisee und dann hoch nach Split. Das heisst, heute hatten wir den selben Weg. Ich bin aber etwas früher gestartet, wieder bei warmem Sonnenschein, jedoch schon eher etwas spät, bereits nach zehn Uhr, und es folgte noch ein kurzer Einkaufsstopp in Plav. Ach ja, vom Camping gab es noch ein kleines Fläschchen Wein mit auf den Weg, ich hab das schlagfester verstaut wie den Schnaps, ich lerne ja dazu... Danach geht's um den Plavski jezero und in Richtung Grenze zu Albanien. In Gusinje habe ich glücklicherweise einen Mann auf dem Velo nach dem Weg gefragt, der hat mich gleich wieder zurückgeschickt. Alles mit Händen und Füssen, denn vom Text sonst habe ich nicht viel Verstanden...
So kam ich dann auf den richtigen Weg. Die Berglandschaft erlaubt auch hier wieder bezaubernde Panoramablicke. Dann erreiche ich die Grenze, es ist kurz vor zwölf, als ich zum ersten Mal albanischen Boden betrete, nach dem Schlagbaum, der noch von Hand geöffnet wird. Zuvor musste ich etwas warten, die vor mir hatten irgendein Einreiseproblem, ein Zollbeamter hat mich dann aber nebenbei abgehandelt.
Nun bin ich also in Albanien. Die asphaltierte Strasse endet gleich hinter der ersten Kurve und wird zu einem Schotterweg. Erfreulicherweise jedoch nicht sehr lange, dann folgt wieder Asphalt. Und Steigung. Die Landschaft ändert sich nun auch, wird karstiger. Aber bald erreiche ich die Kreuzung, ich entscheide mich, noch den Abstecher ins Vermosh-Tal zu machen, 5Km hin und auch wieder zurück, das liegt noch drin. In Vermosh scheint dann gerade irgendein Hochzeitsfest oder so zu sein. Sehr viele Autos und Leute bei der Kirche und in dr ganzen Umgebung. Ich passe mit meinem Outfit nicht so ganz da rein. Ansonsten ist das Tal wenigr spektakulär wie erhofft, aber immerhin war ich im nördlichsten Dorf Albaniens. Dann wieder zurück zur Kreuzung und dort steigt es an, nach einigen Metern ist dann auch kein Ssphalt mehr und es geht auf Schotterpiste weiter. Und dies für die etwa 30 nächsten Km. Wobei die Schotterqualität durchaus immer wieder wechselt. Zu Beginn ist es hier aber noch gut befahrbar, auch aufwärts. Trotzdem erfordert so eine Schptterpiste viel Konzentration... ind es lässt nicht immer das Herumschweifen des Blickes zu, was trotzdem immer wieder geschieht, zu schön auch hier immer wieder Landschaft und Panorama. An einem kleinen Bergbach, der gerade sehr idyllisch dahinfliesst, erfrische ich mich mal kurz. Nach einiger Zeit dann Lepushë (die Namen hier klingen schon so märchenhaft...) erreicht, von da an geht's mehrheitlich abwärts. Doch beim Abwärtsfahren auf dieser holprigen Schotterpiste fällt mir ein Geräusch auf, bevor ich deswegen anhalten kann fällt die rechte Frontroller ab. Dann stelle ich fest, dass das Frontrack rechts gebrochen ist. Nun, einen Frontroller brächte ich gut noch hinten drauf, aber dann wird die Steuerung instabil und linkslastig. Irgendwie muss nun also repariert werden und zum Glück habe ich stabiles Tesa-Tape dabei :-) Damit klebe ich das Frontrack wieder einigermassen in Position, fixiere es noch leicht an der Gabel. Frontroller wieder montiert, hält fürs Erste... Dann geht es weiter, immer abwärts, eine Zeit lang versuche ich möglichst vorsichtig und erschütterungsfrei zu fahren, aber das wird dann irgendwann nicht mehr möglich, da dann nur noch zählt ohne Sturz nach unten zu kommen. Teilweise ist es in dem Schotter und bei dem meist ziemlich steilen Abwärtsfahren schon rutschig und es braucht Fingrspitzengefühl, wann wie viel Tempo möglich ist und wann wie der Lenker bewegt werden kann, donst ist ein Sturz sofort die Folge. Zudem muss ich andauernd bremsen. Meine Daumenballen tragen bei dieser Abfahrt viel Gewicht und ich spüre sie bald sehr gut... und die Finger "klemmen" schon vom Dauerbremsen. Aber landschaftluch ist es atemberaubend. Im Fahren fotografieren ist hier jedoch unmöglich, so muss ich für jedes Foto kurz anhalten. Wie gesagt, die Piste wechselt immer wieder, mehr grober Schotter, dann eher feiner, mal fester, mal lockerer, wirklich schnell geht's nie, aber es gibt doch Unterschiede. Hier kommen mir immer wieder Biker entgegen, ihre Velos sind für dieses Gelände doch besser gerüstet. Und einmal nimmt es mich dann doch, zumindest das Velo berührt seitlich den Boden, mir hat es gerade noch gereicht die Füsse aus den Pedalen zu lösen, aber halten konnte ich es nicht mehr. Aber nichts passiert, Saccochen kurz abklopfen um die etwas vom Staub zu befreien und weiter geht's. Öfter fahre ich nun auch ohne Klickpedal, hier ist es teilweise sicherer. Zudem fahre ich seit gestern mit den neuen Schuhen, die lösen sich noch etwas weniger rasch wie die älteren, eingefahrenen.
Jede noch so kleine Steigung ist eine willkomene Abwechslung, besonders für die Hände. Nach einer kurzen Steigung kommt erneut eine Abfahrt, was mich "nicht schon wieder" (naja, so in etwa...) ausrufen lässt. Aber es gibt auch immer wieder lustige Momente. Dass Kühe einem mitten auf der Strasse (oder dr Piste...) im Wege stehen oder bei meinem Auftauchen aufgeschreckt davon jagen ist nichts mehr neues, hier kommt es aber auch vor, dass mal ein Schwein kurz die Strasse quert oder sich in einer Pfütze am Pistenrand suhlt, die interessieren sich dann so ziemlich gar nicht für mich und bewegen sich auch nicht unbedingt schneller von der Stelle. Auch als ich mich an einem wasserspendenen Rohr erfrische liegen daneben Schweine, sie schauen kurz hoch, aber das wars auch schon.
Gut, nach langem, langem Fahren auf Schotterpiste erreiche ich dann Tamarë. Und plötzlich erscheint eine geteerte Strasse. Wie neu sieht sie aus und darauf zu fahren... unglaublich. Übrigens hält der Frontroller bid jetzt noch. Die geteerte Strasse tut gut, weiterhin atemberaubende Berglandschaften. Und was ich jedoch auch weiss, ist dass nun bald noch ein steiler Anstieg kommen wird, etwa 300-400m. Aber es ist erfreulich, dass dies auf Asphalt und nicht auf Schotter erfolgen wird (ich hoffe die Strasse bleibt do bis dorthin...). Es geht noch eine Weile bergab, jetzt ist es angenehmer zu fahren. Dann lege ich etwas nach vier Uhr noch eine Rast ein, esse etwas, trinke nochmals, fülle die Flaschen wieder auf. Und bald darauf beginnt der Anstieg, auf der guten Strasse, aber er hat es in sich. Nach den ersten harten Höhenmetern folgt dann der Blick auf die Serpentinen, etwa sechs Stufen für die rund 300 Höhenmeter. Dieser Anblick ist erst etwas demotivierend, aber ich habe keine Wahl. Also los. Und eigentlich sind Serpentinen ein angenehmes Aufwärtskommen, finde ich. Als ich die ersten paar Längen habe scheint es schon weniger schlimm. Die sechste hat es dann nochmals in sich, belohnt am Ende dann aber mit einem grossartigen Panorama. Dann geht's weiter, noch einige Meter aufwärts, dann abwärts. Über eine Ebene, relativ flach, teilweise nochmals Anstieg, meist aber leicht abwärts. Und dann, dann kommt eine Abfahrt, in dr Ferne ist die Ebebe ersichtlich, der Skudarisee und dahinter wieder Berge. Ein spektakulärer Anblick. Und die Abfahrt ist grandios. Ich würde behaupten, es ist wohl die beste und schönste Abfahrt die ich je erlebt habe. Meist ist sie mit gutem Tempo zwischen 40 und 50Km/h sicher fahrbar, vor den Kurven ist dabei ein rechtzeitiges Abbremsen sinnvoll. Und der untere Teil, nicht mehr ganz do steil, aber relativ gerade in die Ebebe hinein, links und rechts noch von Hügeln flankiert. Das ist grandios. Nur einmal wurde es kurz etwas kritisch, als sich einige Schafe nicht so ganz einig waren, wie die Strasse zu überqueren sei. Eines bleibt stehen, als ich es umfahren will rennt das nächste doch noch über die Strasse, knapp einem Zusammenstoss entgangen. Die Luft ist warm oder heiss und es duftet schon mediterran.
So fahre ich in die Ebene und erreiche dann die Schnellstrasse nach Shkodër. Die ist ziemlich breit und auf dem Seitenstreifen kann ich sicher fahren, auch bei den rassnten Tempi, die hier gerne gefahren werden. Meist verläuft die Strasse auch hier noch leicht abschüssig, aber nicht immer. Und es dämmert langsam. Rechts geht die Sonne langsam über einer Hügelkette unter und lässt den Himmel rot leuchten. Und, Yves, an wen denke ich wohl beim Thema "Sunnuntrgang"? :-D
Ich fahre also entlang dieser Schnellstrasse, von hier gibt es durchaus auch noch spektakuläre und wunderbare Ausblicke, der Mond geht kreisrund und gross über einer Hügelkette zu meiner Linken auf. Also Rahel, ich habe ja das Meer hier noch nicht gesehen und auch sonst noch nicht sehr viel von Albanien, aber wenn das so weiter geht, komme ich auch kaum noch aus dem Schwärmen hersus :-)
Im Hinblick auf die bald eintreffende Dunkelheit werde ich heute erneut auf das Zelt verzichten (dazu gibt es immer Ausreden und ich hab genügend Zeit mir täglich eine auszudenken :-P) und in Shkodër selbst nach einem Hotel auszuschauen. Irgendwann schalte ich das Licht ein, denn so nach acht Uhr wird es durchaus dunkel. Heiss ist es immer noch und die Strasse zieht sich dahin. Aber irgendwann ist es so weit, ich erreiche Shkodër. Da ich gerade nirgendwo ein Hotel sehe fahre ich einfach weiter entlang der Strasse und dann, endlich erblicke ich von weitem den Schriftzug eines Hotels. Ich entscheide mich dann jedoch für das Hotel dahinter, wirkt etwas einfacher und günstiger und wird meinem Anblick wohl gerechter... Ich bekomme ein Zimmer, dusche und gehe dann noch etwas essen. Für 850 Lek gab es eine Pizza 4 djathrave und drei Pepsi (ich hatte grossen Durst...). Dann zurück ins Hotel, noch fertig bloggen und erschöpft einschlafen. Ach ja, planen für morgen noch... Die beiden Tourenfahrer habe ich den ganzen Tag über nicht angetroffen, sie werden mich wohl überholt haben, als ich im Vermosh-Tal unterwegs war und meine Panne hat ihnen weiteren Vorsprung verschafft, sie werden es wohl noch vor Anbruch der Dunkelheit bis zum Zeltplatz geschafft haben. Mit dem Albanisch habe ich momentan noch meine Mühe, immerhin weiss ich schon was Brücke (Ure) heisst... Aber dafür wirken die Albaner hier überall äusserst freundlich und offen, von jung bis alt grüssen fast alle und/oder winken mir zu... So, und nun gute Nacht!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen