Montag, 8. Mai 2017

Montag, 08. Mai 2017 (Tag 12): "Zurück ins Gebirge, Mavrovo-Nationalpark und zum Abschluss ein Скопско"



Der zwölfte Tag startet mit Regen. Dieser hört aber bald auf. Nach dem Frühstück ist wie üblich packen, auschecken und Velo beladen angesagt. Heute steht wieder eine anstrengende Etappe von über 130Km, die auch noch erhebliche Steigungen von gut 1500m beinhaltet. Debar ist das Tagesziel. Und ich setze heute eine neue Navi-App ein, mit Isohypsen-Karte. Noch kurz Proviant einkaufen, dann geht's kurz vor zehn Uhr los.
Zu Beginn noch eher flach oder mit leichter Steigung, auf einer Strasse neben der grossen Strasse. So komme ich recht gut voran, es ist bewölkt, aber trocken und warm. Zwischendurch zeigt sich auch die Sonne. Zuerst geht es in Richtung Tetovo, es wird langsam bergig, aber die Strasse verläuft in der Ebene. Dafür ist es dadurch landschaftlich attraktiv. In Strimnica (ich glaube dort war's) hängt mir auf einer Kreuzung die Kette mal wieder aus. Am Strassenrand beschäftige ich mich mit dem Wiedereinhängen derselben, sogleich kommt mir jemand zu Hilfe. Dessen Kollegen kommen auch gleich, einer spricht Englisch und wir unterhalten uns kurz. Es gäbe etwas weiter vorne einen Velomech, falls etwas kaputt sei. Dann fahre ich weiter. In Čegrane, vielleicht war's auch etwas vorher, mache ich Kaffeehalt. Kurz bevor ich Čegrane verlasse, begleiten mich zwei Jungs auf ihren Fahrrädern, der eine spricht Englisch und fragt, woher ich komme. Als er hört, dass ich aus der Schweiz komme, meint er, er möge Basel, ich sage ihm natürlich gleich, dass ich von dort komme. Sein Grossvater lebe dort und er sei auch schon dort gewesen. Dann verabschiedet er sich, wünscht mir noch eine gute Reise und ich beschleunige wieder.
Mit dem Erreichen von Gostivar habe ich bereits etwa die Hälfte geschafft, der grosse Anstieg steht aber demnächst bevor. Etwas nach Gostivar lege ich noch einen Halt ein, um die Kette zu ölen, ist dringend nötig und wollte ich schon vor einigen Tagen abends machen... Das mittlere Kettenblatt ist bereits ziemlich abgenutzt, daher springt wohl die Kette auch öfters heraus. Ich werde versuchen, dieses Blatt weniger zu nutzen... Ausser dem Kaffehalt und einigen kurzen Zwischenhalts zur Stärkung mit Banane oder Wasser, habe ich noch keine Pause gemacht. Diese war kurz vor dem Anstieg angedacht, doch nun bin ich schon mitten in dr Steigung. Und auf grosser Strasse. So fahre ich erst einmal weiter, bis ich nicht mehr kann und eine Pause einlegen muss. Das ist kurz vor drei Uhr und nach etwa 78Km. Es tut gut etwas zu pausieren und sich zu stärken. Ein streunender Hund umkreist mich aber dabei und wartet auf Nahrung. Ausser einem Stück Streichkäse, das mir herunterfällt, bekommt er aber nichts.
Nach der Pause fahre ich gestärkt weiter, immer aufwärts, bei regelmässigem Verkehr. Aber, das gilt es auch einmal zu erwähnen, die meisten Autofahrer sind relativ rücksichtsvoll und überholen mit ausreichend Platz, mit gemässigtem Tempo oder fahren langsam hinterher, bis eine geeignete Überholmöglichkeit kommt. Ich gebe mir natürlich auch Mühe, möglichst weit rechts und ruhig zu fahren. Dies gilt im Übrigen schon während der ganzen Tour...
Nun, irgendwann im Aufstieg, es geht schon dem "Gipfel" zu, bemerke ich einmal mehr, dass ich wohl etwas an Luft einbüsse. Es muss etwa um vier Uhr gewesen sein. Nun, ich halte an und beginne das übliche Prozedere. Die hinteren Saccochen enfernen, etc. Ich finde im Reifen sogar eine feine Glasscherbe und entferne sie. Ich entscheide mich dabei gleich, den neuen Reifen aufzuziehen, geht ja in einem zu. Also alles gewechselt und dann weiter gefahren. Ich komme in den Mavrovo-Nationalpark, landschaftlich sehr schön. Zieht sich doch noch bis ich oben bin. Und nachdem ich das Foto oben gemacht habe, folgt eine Abfahrt. Doch nur eine kurze, dann geht's wieder hoch. Noch etwas höher wie zuvor... Aber dann habe ich's doch endlich geschafft. Kein neues "Gipfelfoto", sondern nun einfach fahren lassen. Es ist eine mässige Abfahrt, also nicht allzu steil, aber kontinuierlich, ganz angenehm. Es geht immer noch durch den Mavrovo-Nationalpark, durch Schluchten, Felswände, entlang von Bächlein, bewaldete Berge... Auch das Wetter macht mit und die Sonne strahlt zwischendurch hinter den Bergen hervor. Nach einer Weile wird es flacher, ich muss wieder etwas mehr pedalen. Langsam merke ich den Tag und die Anstrengung, freue mich auf das Ziel. Nach dem Mavrovo-Stausee erreiche ich dann, nachdem ich auch den Nationalpark wieder verlassen habe, den Debar-Stausee. Die Km bis zum Ziel werden weniger, müssen aber noch gefahren werden. Noch 20... noch 15... noch 10. Zehn ist immer eine gute Zahl, ab dann steigen die Motivation und der Durchhaltewille jeweils nochmals etwas. Dann kommen die letzten 4,5Km. Es ist nochmals eine Steigung. Und die zieht sich bis fast am Ende in Debar. Aber sie bietet noch einige wunderbare Blicke auf den See und die Berglandschaft. Und dann ist es geschafft.
Heute gibt es das erste Bier auf der Tour, ein Скопско. Für morgen wär nun Albanien geplant. Doch nach der heutigen Tour merke ich, dass ich das nicht schaffen werde. Die vorgesehene Route führt durch eher abgelegene Landschaft, Strassenverhältnisse auch eher schlecht, mit viel Anstieg. Ich müsste etwa 110Km schaffen. Das liegt gerade nicht drin. Also plane ich etwas um und werde morgen direkt, das heisst ohne Umweg nach Albanien, nach Ohrid fahren. Nach dem Essen geht es bald ins Bett, ich bin todmüde.

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